BOT der Baumeister

Seminar, Ausstellung und Publikation als Lehrende der Bergischen Universität in Kooperation mit der Peter Behrens School of Art zum Einsatz des Werkzeugs „Künstliche Intelligenz“ beim Entwerfen von Architektur.

Können uns KI-Werkzeuge im Entwurf von Architektur unterstützen, vielleicht sogar ersetzen? Um diese Frage zu beantworten haben wir zwei sehr unterschiedliche Praxis-Experiment gewagt: Zum Einen haben wir zwei unabhängig voneinander arbeitende Studierenden-Gruppen den selben Entwurf bearbeiten lassen. Der „Anbau an die Rolandschule in Düsseldorf“ soll auf einem direkt angrenzenden Grundstück eine Sporthalle und eine Mensa umfassen. Zum anderen haben Studierende Visualisierungen mit bildgenerierender KI erstellt, auf denen die Wuppertaler Schwebebahn im Mittelpunkt stand.

Die vollständige Publikation gemeinsam mit der Peter Behrens School of Arts können Sie hier runterladen.
„KI Mensch Architektur“ Herausgeber Anton Markus Pasing (Peter Behrens School of Arts (HSD)), Ulrich Königs, Ariane Dehghan (Bergische Universität Wuppertal)

Das Making-of der Ausstellung findet ihr hier.

Das Interesse an Künstlicher Intelligenz (KI) und den neuen, teilweise frei verfügbaren, KI – Werkzeugen, basierend auf maschinellem Lernen, ist groß. Es scheint sicher, dass diese bahnbrechende Erweiterung von Möglichkeiten der Text- und Bildbearbeitung nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen ist, ein bedeutender Teil unserer aller Leben werden wird – und in einigen Bereichen es bereits ist. KI – Werkzeuge bergen das Potential auch im Bereich Architektur zukünftig die Qualität von Ergebnissen, sowie die Effizienz von Planung und Umsetzung, zu prägen. Deswegen muss diese Entwicklung, deren experimentelle Anwendung und eine kritische Reflexion darüber, Bestandteil des Architekturstudiums werden oder sein.

Mensch – Computer. Gemeinsame Sprache als Basis für KI: Die Kommunikation und Schnittstelle mit Machine Learning oder als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnete generierende Software erfolgt hauptsächlich über bildgebende Verfahren und algorithmische Sprachmodelle. Es sind dieselben Kommunikationsmittel die auch bei zwischenmenschlicher Informationsübertragung angewandt werden – von direkter, flüchtiger Kommunikation bis zur Bewahrung und Sicherung der Zugänglichkeit des aufeinander aufbauenden menschlichen Wissens. Ursprünglich wurde, zunächst und ganz direkt mit dem eigenen Körper kommuniziert – über Körpersprache und dann gezielter durch Gesten, z.B. mit den Händen.
Über das Mittel der Zeichnung oder Malerei konnten Informationen, die als Geste nur in einem Moment sichtbar bleiben, also flüchtig sind, dauerhaft sichtbar gemacht werden. Werkzeuge, wie Pinsel oder Stifte verbesserten und erweiterten die Möglichkeiten sich über Darstellungen auszudrücken und ermöglichten durch den größeren Detaillierungsgrad komplexere und größere Mengen an Informationen zu übermitteln. Die Wahl Informationen über Bild oder über Text zu übertragen, ist abhängig von der Art der Information und der Zielgruppe. Das menschliche Gehirn kann komplexe Informationen über Bilder schneller erfassen als über Text. Durch eindeutig vorgegebene Regeln wie Satzbau und Grammatik können abstrakte und analytische Informationen eindeutiger und klarer strukturiert übermittelt werden, als mittels Bildern. Die technische Zeichnung oder Bauzeichnung, über die Architekten kommunizieren, vereint Eigenschaften beider Kategorien in sich. Zum einen die Gleichzeitigkeit einer Vielzahl von Informationen, die Bilder charakterisieren; zum anderen die klare Regelhaftigkeit, die Analogien zu Texten. Die Wahl des Kommunikationsmittels ist stets an Art und Menge der zu übermittelnden Information angepasst. Der Bauplan einer Maschine, oder eben eines Gebäudes, ist weder Aquarell, noch reiner Text. Mit Erfindung des Computers wurde die Mehrzahl von Texten und Bildern digital erstellt oder nachträglich digitalisiert. Durch die Entmaterialisierung werden die Informationen dauerhaft veränderlich, beliebig oft vervielfältigbar, und nahezu frei verfügbar. Die Weiterentwicklung der verbalen, sprachlichen, textlichen- und nonverbalen -bildhaften, zeichenhaften- Kommunikation ist eine Evolution von Werkzeugen, bei der die intellektuelle Leistung des Verfassers konstant bleibt – lediglich die Art der Übertragung von Informationen wurde verändert, mit den Vorteilen:
– permanenten Verfügbarkeit >> Überwindung von zeit- /räumlichen Distanzen zwischen Sender und Empfänger
– Unbegrenztheit >> Möglichkeit für jeden, alle Informationen unmittelbar zu teilen und mit bestehenden Informationen zu verknüpfen

Machine Learning – Mustererkennung in digitalen Daten: Die beschriebene Evolution der Kommunikationswerkzeuge war die Voraussetzung für die Entwicklung von maschinellem Lernen, denn Basis hierfür sind die Verfügbarkeit großer Mengen digitaler Daten – die entweder zugänglich waren und generiert wurden. Die Generierung erfolgt entweder automatisiert über Sensoren oder über Suchalgorithmen, jedoch sind auch hier Menschen verantwortlich für Urheberschaft und Selektion von Information, indem sie Informationen gezielt abfragen und einspeisen. Künstliche Intelligenz oder Machine Learning meint das Lösen von vollkommen neuen Problemen, auf der Basis von Mustern, die in bestehenden Trainingsdaten sowie aus weiteren, daraus generierten Mustern, erkannt wurden. Die oben beschriebene Evolution von Werkzeugen zur Vereinfachung bei der Übermittlung und Vervielfachung der Anzahl möglicher Adressaten wird nicht fortgesetzt. Stattdessen wird eine bisher ausschließlich als menschlich geltende Eigenschaft digital reproduziert: der Fähigkeit aus Informationen zu lernen, Zusammenhänge und Muster in Daten zu erkennen, und sich dabei beständig zu verbessern. Daraus folgen schier unendliche Möglichkeiten wie z.B. genaue Vorhersagen zu treffen, Informationen zu strukturieren, Texte zu verfassen, Bilder zu erzeugen, Lieder zu schreiben und vieles mehr– einschließlich der dadurch entstehenden Möglichkeit der vorwegnehmenden Einflussnahme auf eben diese Handlungen.

Text: A.Dehghan, Prof. U.Königs

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